Im Lauf der Geschichte hat das aufgeblasene Spektakel schon unzählige Male verführt und die Beobachter in individuelle und kollektive Traumwelten transportiert. Oft wurde diese Faszination jedoch auch als Werkzeug zur Massenmanipulation eingesetzt. Die Ausstellung „Monumente des Augenblicks“ des Künstlers Artúr van Balen erforscht, wie das ephemere, schwebende Objekt als ein Sinnbild der jeweiligen Ideologie verstanden werden kann. Anhand von Foto- und Filmbeispielen aus eigener Archiv-Forschung in Moskau, St. Petersburg und New York nimmt van Balen die 1930er Jahre unter die Lupe und zeigt die Zeit, in der zum ersten mal heliumgefüllte Skulpturen für Massenmanifestationen eingesetzt wurden. Beispielhaft für diese Zeit ist das Jahr 1934: Während in den Straßen von Manhatten bei der sogenannten „Macy‘s Thanksgiving Day Parade” die erste Micky Maus durch die Straßen schwebte und das Publikum zum Staunen und vor allem zum Einkaufen für die Weihnachtszeit animierte, wurde in Moskau eine Riesenraupe mit einem Hakenkreuz auf der Stirn über den Roten Platz getragen. Sie sollte als Warnung vor dem aufkommenden Faschismus dienen. Für die Ausstellung ist speziell eine Rekonstruktion dieser Raupen-Skulptur hergestellt (Maßstab 1:3). Das stilisierte, glänzende Objekt ohne Augen und Mund stellt sowohl Fragen zur Geschichte als zur Gegenwart: Ist unsere Zeit mit den 30er Jahren zu vergleichen? Und in welcher neuen Raupen-Haut tritt der Faschismus heute in Erscheinung? Kontrastiert wird der historische Teil der Ausstellung mit zeitgenössischen Aktionsvideos des von Artúr van Balen mitgegründeten Kunst- und Aktivistenensembles „Tools for Action“. Die Gruppe bietet Workshops und open-source-Anleitungen zur Herstellung von aufblasbaren Skulpturen und deren Anwendung für politische Aktionen an. Ihr letztes Projekt war die Spiegel-Barrikade im Sommer 2016 in Dortmund, wo in Kooperation mit dem Schauspiel, dem Kommunalen Integrationszentrum der Stadt und vierzehn Schulen versucht wurde, einen Neonazi-Aufmarsch mit aufblasbaren Würfeln zu verhindern.
Artúr van Balen (1983, Budapest) studierte Philosophie an der Universität von Amsterdam und Bildende Kunst an der Universität der Künste Berlin. Seit 2013 forscht er in Archiven über die Kultur- und Technik-Geschichte von aufblasbaren Skulpturen. Ausstellungen, Theateraktionen und Festivals u.a. - Wiener Festwochen (Tools for Action, 2017)- Museum für Zeitgenossische Kunst, Warschau - Schauspiel Dortmund (Spiegel-Barrikade, 2016)- IG Metall/Haus am Lützowplatz, Berlin- Victoria & Alberts Museum, London- Steirischer Herbst, Graz www.arturvanbalen.net, www.toolsforaction.net