Sonderausstellung in der gotischen Hauskapelle
Ausstellungsdauer 13.11.2011 bis 26.02.2011
Silhouetten der Seele
Von Mathias Selzer
Im Kontext der überschaubaren internationalen Papierschnitt-Szene, die von individuellen künstlerischen Positionen bestimmt wird, geht auch Hans Lankes seinen ganz eigenständigen Weg.
Lankes schneidet mit dem Messer oder Skalpell Papier und Kartons. Deshalb nennt er seine Arbeiten Messerschnitte und nicht Scherenschnitte. Egal, ob groß- oder kleinformatig: meistens wird ein Messerschnitt aus einem Blatt Papier geschnitten.
Typisch für Lankes sind Zyklen und Serien wie Vogeltraumbilder, Kinder & Raubtiere, Köpfe, Torsi, Hybriden, Kuhfleckenbilder, Blumenmänner oder Vogelfischwesen.
Der Begriff, der die thematische Bildgestaltung häufig bestimmt, lautet: Konstellation.
Es geht um das Zusammentreffen von Umständen/Menschen, ihre Gruppierung, ihre Stellung zueinander. Ein Bilderzyklus lautet „Kannst du mich nicht heute lieben, morgen ist es leicht zu spät“.
Es geht oft um Menschen und ihre Gefühlslage, ihre Innenwelt. Thematisiert wird die bewusste und unbewusste Interaktion.
In den Bildern spürt man die Spannung der Positionsbestimmung zwischenmenschlicher Beziehungen.
Das Personal in den Arbeiten sind oft Menschen und Tiere, wobei es dabei eben nicht zwangsläufig um Situationen zwischen Menschen und Tieren geht, sondern diese vielmehr Images für innere Zustände sind. Der Künstler nennt sie „Stellvertreter“.
Hans Lankes schneidet Schattenspiele der Emotionen.
Wenn man berücksichtigt, dass der eigene Schatten im Volksglauben mancher Kulturen als Seele, als das alter ego, gesehen wird, kann man viele von Lankes’ Messerschnitten als Silhouetten der Seele bezeichnen.
Der klassische Schattenriss wird von der Kontur einer dunklen Fläche bestimmt. Die Positivform, die Silhouette, zeichnet das Bild.
Hans Lankes schneidet in die Silhouette hinein. Er durchbricht das Dunkle und spielt mit Positiv- und Negativformen, gelegentlich sogar innerhalb eines Messerschnitts („Rodeo!“). Genauso gibt es auch Zyklen („Torsi“) innerhalb derer ganz bewusst der Negativ- oder Positivschnitt angewandt wird.
Das Material für die Messerschnitte sind Papiere und Kartons die auch mit Bitumen, Dispersion, Lack oder Ölfarbe geschwärzt oder bemalt werden können. Dazu kommen gelegentlich zur Farb-Akzentuierung Drachen- und Seidenpapiere oder bemalte Papiere.
Sofern es sich bei den Messerschnitten nicht um Wandinstallationen handelt oder um Werke, die auf Papier geklebt werden, montiert Lankes seine Arbeiten auf Hartfaserplatten, Leinwände oder Karton.