30 November 2010 bis 23 Januar 2011

"Flugstunden" Anne Sterzbach und Michael Schneider, Nürnberg

Die Arbeiten von Anne Sterzbach (geboren 1969) sind zurückhaltende, konzentrierte Zeichnungen im Raum. Mit alltäglichen Materialien, kargen Bleistiftlinien auf Papier und mehreren in den letzten Jahren entstandenen lapidar-poetischen Videoprojektionen lotet sie die unsichtbaren Eigenschaften eines Raumes aus, indem sie Position, Lage und Beziehung ihrer Arbeiten zueinander als punktgenaue und langwierig austarierte Ensembles auf diesen Raum abstimmt. Ihre minimalen Zeichnungen lassen zwar Assoziationen des Gegenständlichen zu, stellen in ihrer Reduziertheit aber eher abstrakte Konzentrate energetischer Impulse oder Denkvorgänge dar. Auch die jüngsten Videoarbeiten entziehen sich trotz eines scheinbar entzifferbaren Sujets und einfacher Bewegungen im Bildraum einer direkten erzählerischen Interpretation und erzeugen stattdessen kontemplative, offene Wahrnehmungszustände im Betrachter.

Michael Schneider (geboren 1963) ist ein kontextbezogen arbeitender Künstler. Er arbeitet mit ephemeren, manchmal fast nicht wahrnehmbaren Eingriffen in den Raum wie kleinen Hinzufügungen, schreibt essayistische Texte und ist als Gestalter und Redakteur von Websites tätig. Wenn er – wie im Luftmuseum Amberg – mit dem Raum arbeitet, bevorzugt er ebenso wie Anne Sterzbach einfachste und billige Materialien wie Papier, Pappe, Schnur, Folie oder Tesafilm, mit denen er schwebende, gekippte oder gekrümmte Flächen, lineare Raumdefinitionen, unauffällige Raumverschiebungen oder kinetische Objekte realisiert. Dabei interessieren ihn meist die horizontalen Grundtatsachen des gebauten Raumes – Boden und Decke, deren psychologischen Wirkungen auf den Betrachter er nachgeht. Gelegentlich nimmt er das, was vor Ort an Material vorhanden ist, und verändert durch Lage- und Ortsverschiebungen der Gegenstände deren Bezüge, bis ein Raum »neben sich steht«.

In ihrer gemeinsamen Ausstellung im Luftmuseum Amberg werden die beiden Künstler ihre ähnlich gelagerten Herangehensweisen an den Raum zu einer Art Gesamtinstallation aus einzelnen Werkballungen und Wahrnehmungszonen wachsen lassen. Höhenfantasien treffen auf Flüchtiges, Projektionen von Bewegung treffen auf reale Bewegung von Objekten im Raum, lineare Zeichnungen treffen auf schwebende Raumaufwölbungen und ein Netz unsichtbarer Beziehungen durchzieht das Volumen der Ausstellungsräume.

www.anne.sterzbach.de
www.kubiss.de/schneider

Fotos: Annette Kradisch (die letzten 5 Bilder) und Michael Schneider

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