19. Januar bis 24. März 2007

"Aufgesaugt und aufgeblasen" - Walter Schreiner

Walter Schreiner - Luftkunst - Rauminstallationen

ERÖFFNUNG: Samstag 20.01.2007, 19 Uhr

Die Installation Airbag zeigt, dass Musik und Luft selbstständig tanzen können. Genauer gesagt: Es ist die Luftverdrängung durch Musik, wenn sie von Lautsprechern wiedergegeben wird, die die Installation zum Leben erweckt. Sieben tentakelartige Schläuche verbinden die Lautsprecher mit einem Berg aus Plastiktüten. Durch eingebaute Ventile pumpen Basslautsprecher analog zu den austretenden Basslauten Luft in ein aus Kaufhaushüten zusammengeklebtes Objekt. Die speziell für diesen Verwendungszweck abgemischte Musik besteht zum Teil aus sub-sonischen Frequenzen, sodass es möglich ist, große Mengen Luft zu pumpen. Diese tiefen Frequenzen bewirken, das sich die Lautsprechermembranen auch bei moderater Lautstärke sehr stark bewegen. Durchsichtige Plexiglastrichter ermöglichen es dem Betrachter, die Pump-Arbeit der Bässe und der Ventile gespannt mit zu verfolgen. Gecoverte Rockmusik von den Leningrad Cowboys (im Original: The Rolling Stones) macht sich durch Schläuche auf den weg hinein in Tüten von Kaufhäusern und Einzelhändlern, die dann gemeinsam zum Rhythmus der Musik tänzeln.
It’s only Luft-but I like it!
(Text aus dem Luftkatalog Bundeskunsthalle)
Walter Schreiner unterläuft in seinen Installationen formal und inhaltlich das in der Kunstszene gerade Gängige. Seine Arbeiten verweigern sich sowohl schillerndem High Tech und glattpolierter Oberfläche als auch dem vordergründigen Glanz optischer Präzision und Genauigkeit, obwohl sie sich durchaus geläufiger Materialen und Medien bedienen. Sie wirken chaotisch, ungenau und hoffnungslos anachronistisch. Ihr Erhaltungszustand mutet verzweifelt desolat an, aber sie funktionieren dennoch. Eine Karikatur technischer Verfügbarkeit? Sicher nur zu einem geringen Teil! Vielmehr wird in dem Kontrast von Unordnung, Willkür und kindlichem Spieltrieb auf der einen Seite und technischem „Know How“ auf der anderen Seite ein inhaltlicher Aspekt von Schreiners Arbeiten deutlich, der aus diesem Wiederspruch lebt, ihn zum Thema macht.
(Carla Schulz-Hoffmann, stellvertretende Generaldirektorin der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen)

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