Der Sammler Rainer Dietrich besitzt in Schorndorf Deutschlands einzige (und größte) Heizlüfter-Sammlung. Diese Geräte bedeuten mehr als heiße Luft: In der Ausstellung einer Sammlung von Heizlüftern – die der Schorndorfer Rainer Dietrich über etwa 40 Jahre zusammengetragen hat – spiegelt sich nicht nur Technikhistorie, sondern auch die Geschichte von Alltagskultur und Design. Seine Kollektion mit etwa 150 in Deutschland gefertigten Stücken aus den 1950er bis 1970er Jahren kann man nun im Luftmuseum in Amberg unter dem Titel „Alles nur heiße Luft“ erleben. Große Designer wie etwa Dieter Rams haben kleine Heizlüfter gestaltet – der HL 1 aus dem Jahr 1959 ist ein Klassiker, der einen eigenen Spitznamen bekommen hat. Der „Backstein“ hat 2000 Watt Leistung – für seine kompakten Maße damals etwas Besonderes. Wir finden in der Schorndorfer Sammlung viele besondere Stücke, wie etwa die Heizlüfter-Kugeln in Pop Art-Farben der Firma Zanker aus Korbach – der HK2000 aus den 1970er Jahren. Oder Exponate aus DDR-Produktion – auch einige Lüfter, die keinem Hersteller mehr zugeordnet werden können. Manche sind ganz kurios und erinnern in ihrer Gestaltung an Zuckerdosen wie ein Gerät der längst vergessenen Marke „Umbratherm“, andere an eine fliegende Untertasse, wie der feuerrote „THG 70054“. Der „Sofono“ auf seinen schlanken Beinchen mutet an wie ein Lautsprecher, der „Planeta“ wie ein hübscher kleiner Kachelofen, die „Ostra Raumrakete“ scheint kurz davor, mit einem Knall in den Heizlüfter-Himmel zu entschweben. Ein Gerät von der Firma Ludwig Martin aus dem nordhessischen Sinn hat einen ganz besonderen Look und erinnert an einen Gitarren-Verstärker. Weltbekannte Marken wie Siemens, Philips, AEG oder Braun haben Heizlüfter gebaut, vor allem aber Firmen und Technik-Tüftler, die heute kaum jemand mehr kennt. Sie alle eint dieselbe Technik, nämlich ein elektrisch betriebenes Heizelement, das mit einem Ventitalor kombiniert ist, um die Luft zu erwärmen. Heiße Luft. So einfach, wie praktisch, wie kostenintensiv – in unseren Tagen. Ein Heizlüfter ist kein Ersatz für eine Heizung. Er vereint aber viele Vorteile wie den geringen Preis, seine kompakten Maße, seine leichte Installation am Stromnetz. Die Wärme, sie kommt hier aus der Steckdose. In jüngster Vergangenheit – das gibt der Ausstellung neue Aktualität – haben sich die Deutschen wieder vermehrt mit Heizlüftern eingedeckt, um im Fall der Fälle der Energiekrise zu trotzen. In vielen Haushalten steht nun wieder ein Heizlüfter, aber in den seltensten Fällen eines der phantastischen Modelle aus der Heizlüfter-Kollektion von Reiner Dietrich. Seine ungewöhnliche Sammlung, sagt Dietrich, sei eine „faszinierende Designstudie über Geräte, die alle nach demselben Prinzip funktionieren“. Heizlüfter spiegeln den Zeitgeist, doch mehr noch, sie haben ihn schon als durchgefrorenes Kind im Winter glücklich gemacht. „Für mich sind sie ein Symbol für Gemütlichkeit und Geborgenheit“, so Dietrich, dessen Kollektion nach Auskunft des Sammlers alle in Deutschland gebauten Heizlüfter der drei Dekaden umfasst.
Fotos: Marcus Rebmann
Video: G. Fruth
Link zur Sammlung von Rainer Dietrich: Heizlüfter-Museum