29 April 2010 bis 24 Juli 2010

"AIOLOS" - Skulpturen von Christoph Bergmann

Ausstellungseröffnung: Freitag 30.4.2010, 19:30 Uhr

Einführung: Prof. Dr. Raimund Wünsche, Direktor der Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek, München

Halb Mensch, halb Maschine – das sind die silberglänzenden Mischwesen des Bildhauers Christoph Bergmann (geb. 1959).
In seinem Atelier am Münchner Königsplatz entstehen die futuristisch anmutenden Gebilde – jedoch etwas an ihnen weist auch weit zurück in die Vergangenheit. Die griechisch/römischen Statuen der Glyptothek sind eine wichtige Quelle der Inspiration und zum Teil direktes Vorbild dieser Menschmaschinen. Aus Aluminiumplatten geformt und wie im Flugzeugbau vernietet und verschraubt, fließen Torsi und aerodynamische Formen organisch ineinander über. Stromlinie und Aluminium, Form und Material der Geschwindigkeit des mobilen Zeitalters, Ausdruck einer rasanten Entwicklung, die die Menschheit in kürzester Zeit von der Pferdekutsche ins Düsen- und Computerzeitalter katapultiert hat. Bergmann’s Skulpturen sind Metaphern dieser immensen Beschleunigung in ihrer ganzen Zwiespältigkeit.

Abbildung "Enola Gay", 1996, Aluminium, Höhe 190 cm, Foto Erich Spahn
"Der Oberkörper ist der Aphrodite (lat. Venus) von Knidos nachgebildet. Er endet in einem fischschwanzartigen Unterleib. Solche Mischwesen kennt der antike Mythos. Sie werden Meermädchen genannt. Die fließenden Formen dieser Figur haben etwas Haptisch-Sinnliches, geradezu Erotisches. Dazu kontrastieren die drei flossenartigen Stützen, auf denen die Figur steht. Sie haben die Form eines Leitwerks, wie es im 2. Weltkrieg für Bomben und Raketen üblich war. Daraus erklärt sich die Benennung der Figur: Enola Gay - diesen Namen ließ der Pilot Paul Tibbets in dicken Großbuchstaben auf sein Flugzeug (Typ B29) schreiben, das am 6.8.1945 die Atombombe über Hiroshima abwarf. Es war der Name seiner Mutter."
 (aus Katalog "Mythos in Metall" Kunstverlag Josef Fink, 2009)

Einen Kontrast bildet ein Skulpturenzyklus, bei dem vor allem Werkzeuge zu fragilen Gebilden aus Holz und Papier umgewandelt wurden – so bekommt ein Kreissägeblatt ein Flügelpaar, aus den Stielen von Vorschlaghämmern wachsen hochaufragende Segel.
Eine Spiel zwischen Schwere und Leichtigkeit, Massivem und Zerbrechlichem, zwischen Struktur und Transparenz. In vielen Arbeiten des Bildhauers wird eine Affinität zur Fliegerei sichtbar und es überrascht wenig zu erfahren, dass er leidenschaftlicher Drachenflieger ist.

Fotos: Erich Spahn und Luftmuseum

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